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Gaumenmusik – Carta da Musica

Wem mangels Chormusik die häusliche Apparate-Musik und das tägliche Singen und Musizieren im Haus nicht ausreicht, für den möchte ich zur schon verteilten „Waldmusik“ noch eine „Gaumenmusik“ hinzufügen.


Die Hirten in den einsamen Bergen Sardiniens buken ein Brot, das lange haltbar und leichtgewichtig war, ein dünnes knuspriges Fladenbrot aus Hartweizengries, Wasser, Olivenöl, Hefe und Salz, doppelt gebacken: Pane Carasáu (a und u sprechen die Sarden als getrennte Vokale). Da das Brot hauchdünn wie ein Notenblatt ist, hieß man es auch Carta da Musica (siehe Bild). Es wird zum Beispiel als Pane Guttiáu verkauft. Da es irre gut schmeckt und Musik- und Geschmackseigenschaft vereint, will ich es euch als „Gaumenmusik“ vorstellen.

 Notenblätter – Carta da Musica

Seht doch diese Blätter an,
die man klanggenießen kann!

Das ist gaumische Musik
und man wird von ihr nicht dick,
wenn man sie sich gut verteilt, 
und nicht alles übereilt,
alles im Andante-Satz
wegverknuspert ratzefatz.  

Im Adagio mitten drinnen
fühlt man dann mit allen Sinne
bei des Speichels eifrig Rinnen
des Gebäckes sanftes Knacken
Wohlgeschmack in beiden Backen.

Schließlich im Allegro-Teil
hält man seinem Gaumen feil,
mahlend voller Lust zu kauen,
knusperwürzig zu verdauen.
Mit dem letzten Speichelrest
endet dieses Blätterfest.

Doch lasst noch ein Blättchen über
                     Spätgenuss freut sich darüber.                     
Denn die Coda wird verwendet,
    dass das Glück nicht plötzlich endet.  

Dann steht unverrückbar da:
                                             Fine della Musica.                                             

 

Viel Musenspaß in der Chorlosphase! 
                         Wolfgang Schirmer 03.01.2021